
Helena Heyne; 17 Jahre alt, Schülerin am MGM und schon Deutsche Meisterin im Boxen
Wie hat deine Reise zum Kampfsport begonnen?
Ich habe immer Fantasy-Bücher gelesen; Herr der Ringe, Tribute von Panem … Die Protagonistinnen waren immer kämpferisch und das war total mein Vorbild. Und dann wollte ich immer so sein wie sie, ich habe mir Pfeil und Bogen gebastelt und irgendwann hat mir das Kämpfen gefehlt. Und dann habe ich Kickboxen ausprobiert und das hat mir vom ersten Tag an so viel Spaß gemacht, dass ich dann auch viel trainiert habe. Nach 2 Jahren habe ich ein Schulbox-Projekt mitgemacht und meinen jetzigen Trainer kennengelernt. Er hat mein Potential gesehen und meinte, er würde mich gern trainieren.
Was fasziniert dich am meisten beim Boxen?
Im Gegensatz zu Teamsportarten, dass man einfach alleine die Sache mach, wenn ich jetzt zum Beispiel Fußball spiele und wir verlieren ein Spiel, kann man sagen: Die Abwehr war nicht gut. Beim Boxen ist es so, dass du die Siege und die Niederlagen alleine feierst. Und du bist quasi ,,selber“ Schuld dran und ich mag den Gedanken.
Seit wie vielen Jahren boxt du schon?
Das Kickboxen habe ich 2 Jahre lang gemacht und mit dem reinen Boxen habe ich erst letztes Jahr (2024) in den Sommerferien begonnen.
Wie oft trainierst du pro Woche?
Also wenn ich mich nicht auf einen Wettkampf vorbereite, trainiere ich 4 mal pro
Woche und wenn ich dann wirklich in der Wettkampfvorbereitung drin bin, 2 mal pro Tag.
Was sagen deine Eltern dazu, dass du boxt?
Meine Mutter hat mich von Anfang an unterstützt, aber mit meinem Vater hatte ich deswegen schon öfters Diskussionen, doch mittlerweile akzeptieren sie es und sind stolz auf mich.
Was denken deine Freunde darüber?
Das ist mit den Freunden in der Schule oder generell mit der Freizeit immer ein bisschen kompliziert. Ich glaube, die Freunde, die ich habe, unterstützen mich da auch gut, da sie den Sport auch selbst machen.
Wie hast du den Wettkampf erlebt?
Das war für mich eine total neue Erfahrung. Ich war ja schon auf Internationalen Turnieren unterwegs, aber wenn man auf die Deutsche Meisterschaft geht, weiß man ja, dort will jeder gewinnen. Deshalb ist die Atmosphäre dort auch ganz anders. Alle wollen ihr Bestes geben. Es war ein total tolles Gefühl zusammen die Nationalhymne zu singen.
Wie bereitest du dich mental auf einen Wettkampf vor?
Also der Sport ist eigentlich 80% mental, wenn dein Kopf nicht mitmacht, dann wird der Körper auch nicht mitmachen. Jedes mal ca. 1 Stunde vor einem Wettkampf, setze ich mich in mein Hotelzimmer/ Zimmer, setze mir meine Kopfhörer auf und überlege mir, wie ich das alles im Wettkampf dann machen möchte. Dann bete ich immer noch mal und versuche noch ein bisschen, mich zu erholen, denn die Tage sind immer stressig, dann muss man sich einfach mal 10 Minuten nehmen und wieder runterkommen.
Kannst du beschreiben, wie der Wettkampf abgelaufen ist?
Wir sind am Dienstag angereist, wir hatten einen Mannschaftsbus und sind vom Olympiastützpunkt Heidelberg nach Köln gefahren. Alle zusammen, also die Kader-Athleten, vom Landesverband, dann haben wir in das Hotel eingecheckt und sind erstmal in die Halle gegangen, wo wir auch unseren Kampfpass bekommen haben. Wir mussten danach noch zum Arzt, um zu schauen, ob wir ,,Kampf tüchtig" sind. Also ob wir Verletzungen haben, man sich einmal wiegt, um zu gucken ob man das Gewicht eingehalten hat und dann isst man immer relativ wenig, wegen dem Gewicht, das man halten muss. Da muss man dann immer aufpassen. Am nächsten Tag haben die Jungs erst geboxt, im Viertelfinale. Ich habe dann erst am Donnerstag im Halbfinale geboxt, dann habe ich das Halbfinale gewonnen und dann einen Tag später auch im Finale geboxt. Das Finale war eine große Sache, mit Lichtern und allem drum und dran, das war schon etwas
Besonderes. Wenn alle Kämpfe fertig sind, gibt es dann eine Siegerehrung und Fotos.
Wie war der Moment für dich, als du realisiert hast, dass du gewonnen hast?
Richtig krass, also der Gong geht aus und du läufst zu deinem Trainer in die Ecke. Man bekommt die Handschuhe ausgezogen und man realisiert, dass es vorbei ist. Während dem Boxen hörst du fast gar nichts und wenn du dann fertig bist, hörst du quasi alles wieder und die Leute jubeln und deine Teamkollegen rufen dir etwas zu.
Wer hat dich am meisten unterstützt?
Also meine Trainer natürlich auf jeden Fall, die waren einfach für alles da. Wenn ich Fragen hatte, habe ich mit ihnen telefoniert oder geschrieben. Aber auch mein bester, Kumpel, sozusagen, der auch selber Boxer ist (er war schon 2 mal deutscher Meister), weiß ja wie das alles abläuft. Wir haben auch immer telefoniert und wenn ich gezweifelt habe, hat er mich wieder aufgebaut. Also ich glaube, das ist total wichtig, dass man Menschen an seiner Seite hat, die wissen, wie das alles funktioniert.
Hast du Vorbilder, die dich motivieren?
Ja, es gibt einen sehr gute Boxerin aus Irland, sie heißt Katie Taylor und sie ist quasi eine Box-Ikone. Sie hat bei Olympia gewonnen und ich finde sie sehr bewundernswert von ihrem Glaubenssatz und ihrem Mindset her.
Das Interview führte Emma Fischer.
