Das MGM zu Besuch am IV. Gimnazika Zagreb

Nach einjähriger Vorbereitungszeit über Arbeitstreffen in Müllheim und Zagreb und über digitale Plattformen ist der Austausch zwischen dem Markgräfler Gymnasium Müllheim und dem bilingualen Deutschzug des IV. Gimnazija Zagreb  endlich gestartet - ein weiteres Austauschprogramm, das im Zuge der Akkreditierung des MGM als Erasmus+ Schule möglich wurde und mit EU-Geldern kofinanziert wird. Unter dem Projekttitel „Wege in und nach Europa“ sind 12 Schülerinnen und Schüler aus des zehnten Klassen des MGM in Begleitung zweier MGM-Lehrerinnen greentravelnd in abenteuerlicher Nachtzugfahrt auf der Orient-Express-Strecke durch fünf europäische Länder in die kroatische Hauptstadt gereist, um innerhalb einer Woche mehr über das kroatische Schulsystem, kulturelle Gegebenheiten und die Geschichte des jüngsten EU-Mitglieds Kroatien zu erfahren.

 

Am Glavni Kolodvor Zagreb wurde die Markgräfler Austauschgruppe von den kroatischen Austauschpartnern, deren Familien und den kroatischen Deutschlehrerinnen herzlich in Empfang genommen. Auf dem Programm der siebentägigen Begegnung standen Unterricht im bilingualen Deutschzug des IV. Gymnasiums, zwei historische Zagrebführungen in der gemeinsamen Drittsprache Englisch, ein Ausflug nach Karlovac mit Stadtführung und Besuch des Aquatika, eines Lehraquariums zur Küsten- und Flusslandschaft Kroatiens, sowie eine Projektarbeit und Bibliotheksrallye am Goethe-Institut in Zagreb. Am Wochenende ermöglichten die Gastfamilien Ausflüge ans Meer, in Sportarenen und die zahlreichen Zagreber Parks oder auch Besuche der außergewöhnlichen Museumslandschaft Zagrebs. Und ganz nebenbei gabs bei Bedarf auch situative Miniportiönchen Kroatischunterricht … Može, može … Und jetzt kennen wir auch Wörter ohne Vokale … Hvala, für das wunderbare Programm!

 

Allein die Reise in einem Nachtzug ist doch ein besonderes „Erfahren“: Wie bekomme ich bloß das ganze Gepäck mit allen Mit- und Rückbringseln in einem vollbelegten Liegewagenabteil unter? Tetris in echt … Warum wird man so eindringlich und wiederholt darauf hingewiesen, die Abteiltüren stets von innen und doppelt verschlossen zu halten?

Wir haben Einblicke ins Familien-, Alltags- und Schulleben gewonnen, wie es bei einer bloß touristischen oder einer klassischen Bildungsreise nicht möglich wäre: Warum teilen sich in Zagreb meist zwei Schulen ein Gebäude in wöchentlich wechselndem Schichtunterricht? Wie organisieren die Familien Schule in Vormittags- und Nachmittags-Abend-Schicht und wie gestalten die kroatischen Schülerinnen und Schüler dabei ihr Lernen? Pausenmusik statt Pausengong, Freistunden im Café und Handys erlaubt – es geht also auch anders? Wie schnell und gut man Sprachen lernt, wenn Filme nicht synchronisiert werden … Wow, es gibt eine ganze Generation Fernsehdeutschkinder! Welche Bedeutung kommt dem Fremdsprachenerwerb in Kroatien zu? Wie plaudert es sich mit dem kroatischen Fußballnationaltrainer im Restaurant? Warum sagt man  „Heimatkrieg“? Warum sollte man nicht „Balkan-Grill“ zu dem unglaublich leckeren Begrüßungsessen sagen, zu dem wir am ersten Abend eingeladen waren, und warum heißen Cremeschnitten kremšnite? Eindrücklich sind die Kittnarben an den noch immer erdbebengeschädigten alten Prachtgebäuden … und manche Familien wohnen eben nicht mehr im Zentrum der Hauptstadt …

„Zagreb is the city to look up …“ lautet der vielsagende  abschließende Hinweis der kroatischen Lehrerin, die Kunstgeschichte im bilingualen Französischzug des IV. Gymnasiums unterrichtet und unserer kroatisch-deutschen Austauschgruppe in en passant erworbenem selbstverständlichen Englisch Zagreb in zwei Stadtführungen durch die Jahrhunderte seiner Geschichte ans Herz gelegt hat. Und tatsächlich, mit offenem Blick (und offenem Ohr) werden europäische Wege monumental und in kleinen Details überall gegenwärtig. Und dass Wege in Europa auch über Sprachen gehen, hat nicht zuletzt der Besuch im Goethe-Institut mit digitaler Bibliotheksrallye und einnehmenden Schülerpräsentationen der gemeinsamen Erfahrungen gezeigt …

 

„Am meisten beeindruckte mich die Freundlichkeit und Offenheit der Menschen, denen ich hier begegnet bin. Man wurde sofort ins Herz geschlossen und alle waren superfreundlich!“, lautet das Fazit einer Markgräfler Schülerin zu dieser europäischen Begegnung. Und Nadine Grünhoff, begleitende Lehrerin am MGM, fügt hinzu: „Wir freuen uns schon sehr auf den Gegenbesuch unserer kroatischen Gastgeber und Freunde im kommenden Frühjahr, wo wir dann Müllheim, das Markgräflerland und Europa im Dreiländereck gemeinsam erkunden und in- und außerschulisch unser Projekt Wege in und nach Europa weiterführen werden.“

 

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