Freunde des Schultheaters - und vermutlich sogar Shakespeare-Liebhaber - hatten ihre helle Freude an den beiden Theaterabenden des English Theatre Clubs am Markgräfler Gymnasium. Unter der Leitung von Katharina Coussot führten sie das Stück „The Inaccurate Conception“ von Richard Ahsam und Geoff Saunders auf.

 

Angelehnt an Shakespeares „play in the play“ (Theaterstück im Theaterstück) konnten die begeisterten  Zuschauer in diesem Schultheaterstück die Entwicklung eines  ebensolchen Schultheaterstücks von der Vergabe der Leitung an die Jüngste im Kollegium bis zu dessen Aufführung mitverfolgen: die problematische  Rollenverteilung innerhalb der Klasse 3c, die unterschiedlichen Reaktionen der Eltern sowie der ganz und gar nicht hilfreichen Kolleginnen und Kollegen, die schwierige Beschaffung von Kostümen und Kulissen und natürlich die nervenaufreibenden Proben, die die  unerfahrene Lehrerin Miss Celia Whibley, einfühlsam gespielt von Valérie Schirmer, bald zur Verzweiflung bringen.

 

Ausgesprochen pointiert zeigen sich dabei ganz unterschiedliche Charaktertypen und Erziehungsmuster: der (allzu) kluge Dougal (hervorragend: Samuel Rübsamen), der freche, vorlaute und herrlich spontane Shane (begeisternd: Anna Andrae), die von sich (zu sehr) überzeugte Ballerina Jessica (reizend: Paula Dirnhofer), der verschüchterte Außenseiter Spencer (einfühlsam: Yannik Frei), bei dem der Knoten fast zu spät platzt, Sunnyboy Craig (sympathisch: Franz Kopf), die kindlich-naiven, zur Albernheit neigenden Engelchen Justine und Michelle (herzerwärmend: Nina Wiesmann und Lina Hug) oder der alleinerziehende Vater, die Mutter, die ihre gescheiterten Karrierehoffnungen auf die Tochter projiziert, und der Vater, der seinem Sohn nichts zutraut und ihm so jegliches Selbstvertrauen nimmt.

 

So verwundert es nicht, dass die junge Lehrerin große Mühe hat, alle unter einen Hut zu bringen, um mit gemeinsamer Kraftanstrengung die Weihnachtsgeschichte am Ende doch noch erfolgreich auf die Bühne zu bringen - zumal ihre Kolleginnen Miss Cusp und Miss Belcher (überzeugend: Ida Ettner und Linda Rütten) heimlich gegen sie arbeiten. Dennoch gelingt ein großes Finale, bei dem der Zuschauer - dank der von der Handlung zwangsläufig vorgegebenen Wiederholungen und daraus folgenden bedeutsamen Abweichungen - vieles (wieder-)erkennt und so den  hintergründigen Humor vollauf genießen kann.

 

Spiel- und Sprachwitz, eine gehörige Portion Humor, Doppelbödigkeit und Doppelmoral - all diese typischen Bestandteile des englischen Theaters präsentierten die jungen Nachwuchstalente in piekfeinem Oxford-Englisch und voller Spielfreude - viele von ihnen sogar in mehreren Rollen, wie beispielsweise Claire Lacroix als Schülerin Melanie und Dougals Mutter, Samuel Rübsamen als gestrenger Lehrer Mr Miller, als neunmalkluger Schüler Dougal und Shanes verständnisvoller Vater Bob.

 

Angesichts solcher  Wandlungsfähigkeit und der - am Ende für alle nachvollziehbaren - Leistung der Schultheater-Produktion - zeigten sich sowohl die Schulleiterin Octavia Dutton-Griggs (im Stück souverän dargestellt von Anne Hougen) als auch die Leiterin des Markgräfler Gymnasiums, Marion Neugebauer, und Regisseurin Katharina Coussot mit Recht stolz auf ihre Zöglinge, die vom Publikum gebührend gefeiert wurden. Ein besonderer Dank galt außerdem dem Technik-Team unter der Leitung von Jochen Zoller.

 

Text: Elke Klaus-Rettberg

Foto: Katrin Allgaier

Hier geht es zum Bericht in der Oberbadischen Zeitung am 29.07.2023.

 

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